14 x 19 cm watercolor in sketchbook
Wenn man meinen Twitter-Account verfolgt, fällt auf, dass ich in letzter Zeit jeden Tag ein neues Bild poste. Hierbei handelt es sich um (von mir liebevoll genannte) "2-Stunden-Portraits", d.h. von dem ersten Bleistiftstrich bis zum letzten Pinselzug dürfen genau 2 Stunden Zeit vergehen. Oder anders ausgedrückt: nach 2 Stunden lasse ich den Pinsel fallen, egal wie das Bild aussieht, ob es mir zu dem Zeitpunkt gefällt oder nicht. Warum mache ich das? Ich habe vor einiger Zeit ein Interview mit einem amerikanischen Künstler gelesen – einer der großen Meister der Malerei mit Wasserfarben. Er sagte, dass viele Bilder, die eigentlich nach einer halben Stunden schon fertig gewesen wären, noch stundenlang weitergemalt werden. Mit dem Resultat, dass viele Künstler ihre Bilder schlichtweg "übermalen" ("... overworked, dead painting"). Die Seele des Bildes ist irgendwann verloren gegangen! Ich selber habe auch schon viele Bilder gemalt, wo ich genau weiß, dass ich den Zeitpunkt, das Bild zu beenden, verpasst habe. Als Künstler erkennt man das genau, der neutrale Betrachter bemerkt es vielleicht eher unbewusst.
Ich habe also eine Serie gestartet, in der die Bilder innerhalb kürzester Zeit entstehen. Mit dem Ziel, den lockeren Strich, den Ausdruck zu bewahren. Wer jetzt denkt, dass dadurch unbewusst Druck entsteht, und vielleicht der ein oder andere Künstler sich durch eine Zeitvorgabe blockiert fühlt, der irrt. Natürlich mit dem Bewusstsein, dass nicht jedes Bild perfekt sein muss. 2 Stunden, kombiniert mit dem Medium Wasserfarben, kann schon sehr radikal sein, zumal Wasserfarben ja auch keine Fehler verzeihen.
Um zu verdeutlichen, wie ein Bild ensteht, habe ich mal die Zwischenschritte aufgenommen:
nach ca. 10 Minuten
nach ca. 45 Minuten
Wenn man als Künstler ein Bild beendet (ob freiwillig oder gezwungen) ist man selbst nie zufrieden mit dem Resultat. Erst nach einiger Zeit, wenn die Erinnerung an den Entstehungsprozess, an jeden einzelnen Strich des Bildes, verblasst ist, man also selbst wieder einen neutralen Blick auf das Bild hat, erkennt man die verborgene Schönheit. Sich bewusst in die Lage zu versetzen, dass man die eigene Lockerheit bewahrt und am Ende nicht alles perfekt sein muss, kann eigentlich sehr befreiend sein.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen