Art Tools 1: Materialwahl

14 x 20 cm watercolor in sketchbook
(in consideration to living master Guan Weixing)

Als Künstler hat man heutzutage Glück, auf allerhand unterschiedliche Malmittel/-materialien zurückgreifen zu können. Alte Meister wie Rembrandt hatten es da einiges schwerer, an gute Pigmente für ihre Ölfarben zu kommen. Ganz abgesehen von den sehr hohen Preisen und der Tatsache, dass manche Pigmente äußerst selten, dadurch schwer zu bekommen und geradezu unerschwinglich waren. Da brauchte man schon einen großzügigen Mäzen – zugegeben, den braucht man auch heute noch, allerdings ist die Beschaffung der Mal-Utensilien um einiges einfacher und auch erschwinglicher geworden.

Welches Malmaterial man verwendet, muss jeder für sich ganz persönlich entscheiden, und herausfinden. Ich möchte jedem interessierten Künstler den Tipp geben, alle Möglichkeiten auszuprobieren, verschieden Materialien, Pinsel, Malgründe... und irgendwann findet man sein passendes Material. Früher habe ich viel in Öl gemalt, dann gab es eine Phase der digitalen Malerei, Bleistiftskizzen, danach die Rückkehr zum Öl, gefolgt von Kugelschreiber-Bildern, und endlich hin zu Wasserfarben (Gouache). Endlich habe ich mein Medium gefunden! Und dies kann man nur herausfinden, indem man alles ausprobiert! Ich bin mir sicher, dass viele Künstler vielleicht deshalb unglücklich mit ihrer Kunst sind (z.B. aufgrund der fehlenden Qualität und/oder Resonanz), weil sie einfach nur mit dem falschen Material arbeiten. Und wissen es nicht, dass sie z.B. statt mit Öl zu arbeiten, mit Acryl plötzlich ganz andere Bilder malen! Verrückt? Ganz und gar nicht, denn jedes Malmedium verhält sich anders in der Verarbeitung. Ich bin z.B. ein Künstler, der die Spontanität braucht. Eine Farbe, die schnell (sehr schnell) trocknet, lasierend als auch deckend und unverzeihlich bei Fehlern ist. Dies alles gibt mir die Sponanität, die ich brauche. Zuviele Korrekturmöglichkeiten (z.B. beim Öl) verführen mich dazu, unkonzentriert zu arbeiten. Und enden in der Gefahr, dass ich Bilder "übermale" (overpainted, dead painting). Über dieses Thema hatte ich in meinem letzten Artikel geschrieben.

Mein letztes Ölbild habe ich einfach abgebrochen und endlich eingesehen, dass ich mir keinen Gefallen damit tue, mit einem Medium zu malen, dass mir nicht liegt, und auch nicht zu meiner Art zu malen passt. Und das sollte Kunst auf keinen Fall tun, denn Bilder die so entstehen sind niemals gut. Also konzentriere ich mich jetzt nur noch auf Wasserfarben und werde jetzt noch mehr Erfahrungen sammeln. Und diese neue Freude in mir, die Welt der Wasserfarben mit all ihren Facetten zu entdecken, zu erleben, auszuprobieren, das ist klasse!

Eine kleine Anmerkung: natürlich hat das Arbeiten mit Wasserfarben für mich nicht nur Vorteile, gerade bei der Farb- und Materialbeständigkeit. Sie eignen sich eher nicht - wie Ölbilder- für eine dauerhafte Konservierung. Mit diesem Thema werde ich mich jetzt natürlich auch etwas mehr befassen (müssen). Aber auch schon alte Meister wie Anders Zorn haben mit Wasserfarben und Gouache gemalt! Interessant wäre es daher zu erfahren, wie diese Werke die Zeit überdauert haben. Hierzu dann vielleicht mehr im nächsten Artikel :)

Zum Abschluss noch ein work-in-progress von meinem letzten Bild. Viel Spaß!


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Infos:

Jürgen van Straelen ist ein freiberuflicher Tierillustrator. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf, Deutschland.